Gespendetes Kruzifix in der St. Magnus Kirche

Das Kruzifix der Künstlerin Lucia Figueroa hängt nun in Tating

In der St. Magnus-Kirche wurde eine entstandene „Leerstelle neu besetzt

Die in Husum freischaffende argentinische Künstlerin Lucia Figueroa hatte für eine im Hamburger Umland gelegene geriatrische Klinik eine Auftragsarbeit übernommen. Sie gestaltete aus Ton ein Kruzifix. Den Leib des Gekreuzigten hat sie dabei gewissermaßen in das Kreuz eingearbeitet, deutlich erkennbar an den Rippen. Sie sind dunkel, der Leib aber ist heller als das Kreuz selbst gehalten. Sehr schlank, etwas gotisch, wirkt die Christusfigur mit den sehr langen Beinen und den leicht nach oben gewinkelten Armen. Der Kopf hat seinen Ort vor der schmalen lichten Öffnung des „senkrechten Balkens“ des Kreuzes. Er ist leicht nach links geneigt, die Blickrichtung angedeutet.

2014 sollte das Kunstwerk übergeben werden. Den Verantwortlichen aber fehlte der Zugang zu dieser Tonplastik. Man hielt sie zu wenig geeignet für den angedachten Ort.- Anlässlich der „Sommerkirche Welt“, einer Veranstaltungsreihe auf Eiderstedt, war sie dann ausgestellt gewesen. Danach hing sie im Husumer Atelier von Frau Lucia Figueroa. Jetzt hat sie ihren Platz an der Nordwand in der Tatinger St. Magnus-Kirche erhalten. Dort hatte sich eine Leerstelle ergeben.

Entstanden war diese durch die Rückverlegung der Triumphkreuzgruppe vor mehr als zwei Jahren an ihren angestammten Platz im Chorbogen der Kirche. Seit 1746 hatte die Gruppe dort an der Nordwand gehangen. Sie war damals dorthin wegen einer zu der Zeit vor dem Chorbogen neu geschaffenen Empore, die inzwischen schon seit langem nicht mehr existiert, versetzt worden. Um die aber verbliebene Triumphkreuzgruppe hatte man später die Namen der Toten des 1. Weltkriegs angebracht. Die bei dieser Gedenkstätte nun vorhandene Freifläche, die auf jeden Fall neu gestaltet werden sollte, konnte durch die Stiftung des von Frau Lucia Figueroa geschaffenen Kruzifixes auf eine Weise besetzt werden, die die ungeteilte Zustimmung aller zuständigen Gremien gefunden hat.

Dazu sprach Propst i.R. Hans-Walter Wulf in seiner Predigt im Rahmen des Gottesdienstes zum 2. Advent. Diesen gestalteten er und Pastor i.R. Sönke Hansen gemeinsam. Im Zeichen zweier Adventskerzen in der Freude auf die Ankunft des Herrn stand an diesem Sonntag die Aufnahme des Kunstwerkes in die Kirche St. Magnus im Mittelpunkt der Ansprache. „Kopf hoch“, ermunterte Hans-Walter Wulf die Kirchengemeindeglieder, auch wenn die Zukunftserwartungen vielleicht nicht rosig seien. Aber es komme auf die Blickrichtung an, und die sei mit der Geburt Christi als Erlöser gegeben. Sein Tod ist für uns erlösende Botschaft. Sie werde versinnbildlicht durch das Triumphkreuz und sie müssten wir im Blick behalten.- In Anbetracht des nun mittig in der Gedenktafel angebrachten Kruzifixes verwies der Propst des ehemaligen Kirchenkreises Eiderstedt auf den missverstandenen Vers 13 aus dem Johannes-Evangelium Kap.15: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lasse für seine Freunde.“ Dieser findet sich auf vielen Gedenktafeln für die Gefallenen des 1. Weltkrieges. Stattdessen sollte dort geschrieben stehen: „Gib Frieden, Herr, gib Frieden“. Dies ist der Beginn eines Gebetsliedes von Jan Nooter, das 1963 unter dem niederländischen Namen „Geef vreede, Herr, geef vreede“ herausgegeben wurde. Es war das von der Gemeinde an diesem Sonntag gesungenen nicht gerade adventlichen Lieder.

Das Kruzifix in St. Magnus haben Frau Lucia Figueroa und das Ehepaar Sigrun und Dieter Schmädeker gemeinsam gestiftet. Es gehört zum Freundeskreis der Künstlerin. Auf der Suche nach einem würdigen, sakralen Ort für das Kunstwerk erfuhr Dieter Schmädeker von der Tätigkeit Sönke Hansens als Vorsitzendem des Fördervereins Eiderstedter Kirchen. Der Verein hatte u.a. gemeinsam mit dem Denkmalamt die erheblichen Kosten für die Restaurierung des Triumphkreuzes übernommen. Der Kontakt kam nicht nur schnell zustande, auch hinsichtlich der verfolgten Intentionen stimmte von Beginn an alles. Schmädekers haben zudem über Uelvesbüll eine persönliche Bindung an Eiderstedt, Frau Figueroa über Osterhever.

Für Gudrun Fuchs, gebürtige Tatingerin mit einer lebenslangen Bindung zu ihrer Kirche St. Magnus, ist ein geheimer Wunsch in Erfüllung gegangen. Als sie das Kruzifix in Welt in der Kirche St. Michael gesehen hatte, war ihr wie ein Lichtblitz durch den Kopf gegangen: „Das würde bestens passen!“ Aber sie behielt ihren Wunsch für sich, denn sie wusste nicht, wie sie die Tatinger dafür gewinnen könnte.- Nun hat das Kruzifix seinen Platz gefunden. Da ist wohl doch göttliche Fügung mit im Spiel gewesen. Schade nur, dass die Künstlerin selbst wegen eines am Vorabend erlittenen Unfalls nicht in der Tatinger Kirche dabei sein konnte.

Hans Jörg Rickert, 8. Dezember 2019, HN und www.jb-spo.de

 

ERGÄNZUNG

Lucia Figueroa (* 1945 in Córdoba, Argentinien) ist Bildhauerin. Sie lebt und arbeitet seit 1995 in ihrem Atelier in Husum. Ab 1981 unterhielt sie ein Atelier in Osterhever und hat daher eine Beziehung zu Eiderstedt. Sie ist Mitglied der Gruppe KunstKlima. 2015 erhielt sie den Kunstpreis der Schl.-H. Wirtschaft.

Lucia Figueroa besuchte von 1965 bis 1969 die Escuela de Arte in Córdoba. Dort richtete sie sich 1970 ein Atelier ein. Von 1975 bis 1980 studierte sie Bildhauerei an der Hochschule der Künste Berlin und wurde Meisterschülerin bei Lothar Fischer.

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Veröffentlichung

Di, 10. Dezember 2019

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